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Billigflüge, himmlisch oder teuflisch?

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Antonio Rodríguez-Laiz

AERTEC / Marketing & Communication

Wer ist nicht schon mit einer Billigfluglinie geflogen? Egal ob aus eigenem Antrieb oder wegen der einfachen Verfügbarkeit, wir alle sind mit Sicherheit schon einmal auf diese Weise gereist. Es gibt Menschen, die dieses Konzept des Flugverkehrs ablehnen, während auf der anderen Seite viele diese Art des Reisens als eine notwendige Marktnische für die Entwicklung der Luftfahrt und anderer Sektoren weltweit verteidigen.

Die Billigfluglinien haben den Zugang zum Luftverkehr demokratisiert und signifikant zum Wachstum des globalen Tourismus beigetragen.

Zweifellos haben die Billigfluglinien (Low Cost) einen bedeutenden Einfluss auf den Anstieg des Tourismus, insbesondere in den vergangenen beiden Jahrzehnten, gehabt. Der Tourismus war und ist der Haupttreiber für diese Marktnische des Flugverkehrs.

Viele Flughäfen, die davor in ihrem Wachstum gehemmt waren, blühen jetzt, dank dieser Art des Fliegens, wirtschaftlich auf, bereichern ihre Umgebung und schaffen viele Arbeitsplätze. Der kausale Zusammenhang zwischen Tourismus und dem Low Cost-Konzept, zu dem nicht nur die Flüge sondern auch die Angebote am Zielort (Hotels, Restaurants, Mode oder Freizeitangebote) gehören, ist mehr als deutlich.

Hätte es das Konzept der Billigflüge nicht gegeben, wäre der aktuelle Glanz des Tourismus, insbesondere der internationale, völlig unvorstellbar. Um nur ein Beispiel zu nennen, vor einigen Jahrzehnten war es überhaupt nicht denkbar, über ein Wochenende einen Kurztrip an eine ganz andere Ecke Europas zu machen. Aber heute sind unzählige Flugzeuge im Einsatz, vollbesetzt mit Menschen, für die dies im Grunde genommen zu einer Gewohnheit geworden ist.

Bei der Analyse der Gründe für den Anstieg der Billigflugangebote fällt auf, dass es in erster Linie um die Frage der Erreichbarkeit und Erschwinglichkeit geht, da diese Angebote mit einer drastischen Reduzierung der Flugpreise einhergehen und für eine größere Zahl an Passagieren erschwinglich werden. Dies hat das Reisen auf nationaler und internationaler Ebene für viel mehr Menschen möglich gemacht. Die billigen Tarife haben dazu geführt, dass das Fliegen eine machbare Option nicht nur für Geschäftsleute oder wohlhabende Menschen sondern auch für Familien, Studenten und Personen mit eingeschränkter Mobilität geworden ist.

Eine erste Konsequenz war die Entstehung neuer Märkte, da die günstigen Flugpreise die Nachfrage nach Flügen in Regionen, die zuvor nicht zugänglich waren, angeregt hat. Wie schon erwähnt, hat das Modell der Billigflüge einen Anreiz für Menschen geschaffen, die normalerweise nicht mit dem Flugzeug reisen würden, und die das Fliegen nun als eine gängige Option für Urlaubsreisen und Kurztrips am Wochenende betrachten, um neue Orte kennenzulernen, die zuvor nicht in Betracht kamen. Regionen, die zuvor wenige Touristen zählten, erfahren nun höhere Besucherzahlen. Eine weitaus häufigere Praxis als man sich dies vorstellen würde, ist es, das Reiseziel für einen Kurztrip nach den Flugpreisen zu den verschiedenen Orten auszuwählen. Dies war vor einigen Jahren noch unvorstellbar.

Andererseits hat dieses Modell, aus der Sicht der Fluggesellschaften, die Möglichkeit geschaffen, die Strecken zu erweitern und ihre Verbindungen zu steigern.

Die Billigfluglinien haben zahlreiche Strecken zu Flugzielen eingerichtet, die von den traditionellen Fluglinien nicht angeflogen wurden. Dies hat zu einem Anstieg der Flugverbindungen geführt und die Erreichbarkeit sekundärer und tertiärer Flugziele verbessert. Als unmittelbare Folge wurden zuvor nicht populäre Städte und Regionen, dank der Verfügbarkeit von erschwinglichen Direktflügen zu neuen Punkten des touristischen Interesses.

Darüber hinaus kam es zu einem Anstieg der Flughäufigkeit, mit unterschiedlichen Tarifen je nach Tageszeit, was wiederum mehr Flexibilität für die Fluggäste hinsichtlich der Flugzeiten und der Reiseoptionen bedeutet.

Dies wird in einer mehr als offenkundigen Verhaltensänderung der Reisenden deutlich. Beispielsweise haben die niedrigen Flugpreise zu einem Modell geführt, bei dem viele Menschen mehrere Kurzreisen anstelle einer langen Reise pro Jahr antreten, wie es in früheren Jahrzehnten üblich war. Wochenendtrips und Last Minute-Reisen sind, dank der Flexibilität und Erschwinglichkeit der Billigfluglinien, völlig normal geworden.

Die Passagiere haben jetzt die Möglichkeit, viel mehr Reiseziele zu erkunden und unterschiedliche Kulturen und Umgebungen kennenzulernen. Dies hat zu einer Diversifizierung der Reisepräferenzen und der touristischen Erfahrungen geführt.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser neuen Reisekultur mit dem Flugzeug an die Touristenorte spiegeln sich in einem Anstieg des touristischen Angebots und der Entwicklung der Infrastruktur wider. Der Anstieg des Tourismus hat zu einem wirtschaftlichen Wachstum an vielen Orten geführt und Sektoren, wie dem Hotel- und Gastgewerbe, dem Einzelhandel und den lokalen Dienstleistern, erheblichen Nutzen gebracht. Die Orte, die diesen verstärkten Touristenstrom erfahren, sehen ihrerseits die Möglichkeit zur Entwicklung zusätzlicher touristischer Infrastruktur mit der damit verbundenen Schaffung von Arbeitsplätzen und Geschäftsgelegenheiten.

Im Luftverkehr hat die von den Billigfluglinien erzeugte Nachfrage die Expansion und Modernisierung vieler Flughäfen gefördert, insbesondere an sekundären Flugzielen, was sich wiederum in einer Verbesserung der Leistung und Effizienz des Luftverkehrs widerspiegelt.

Wie in jedem anderen Entwicklungssektor bringt die eigene Weiterentwicklung eine Reihe von Herausforderungen und Bedenken mit sich, die vom strategischen Gesichtspunkt aus betrachtet werden müssen, um ungünstige Reaktionen zu vermeiden.

Die Beliebtheit bestimmter Reiseziele kann beispielsweise zu einer Übersättigung führen, mit negativen Folgen für die Infrastruktur des Flughafens hinsichtlich Leistung und Qualität der Dienstleistungen. Der Wettbewerb zwischen den Billigfluglinien untereinander oder mit den traditionellen Fluggesellschaften hat auch schon häufiger zu Druck auf die Gewinnmargen geführt, was ein Risiko für die Lebensfähigkeit einiger Fluggesellschaften bedeuten kann.

Die Billigfluglinien haben zweifellos ihre Geschäftsmodelle weiterentwickelt und sind heute viel flexibler bei der Umsetzung personenbezogener und für die Fluggäste skalierbarer Dienstleistungen. Dies war eine Frage der Notwendigkeit. Dies wäre alles nicht möglich gewesen, ohne eine Digitalisierung und operative Optimierung, die die traditionellen, größeren und im Allgemeinen bei der Entscheidungsfindung langsameren Fluggesellschaften vergleichsweise stärker betroffen hat.

Die Billigfluglinien haben den Zugang zum Luftverkehr demokratisiert und signifikant zum Wachstum des globalen Tourismus beigetragen. Sie haben die Konnektivität erweitert, neue Märkte gefördert und das Reiseverhalten verändert. Die Auswirkungen stellen aber auch Herausforderungen dar, die eine sorgfältige Bearbeitung erfordern, um eine nachhaltige und ausgewogene touristische Entwicklung sicherzustellen.

 

AERTEC Low Cost travels and tourism

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